Als ich letztes Jahr am Valentinstag von der Arbeit nach Hause kam, stand auf meinem Platz am Esstisch ein Valentinstags-Geschenk meines Liebsten. Aber als ich es voll freudiger Erwartung inspizierte, war ich schockiert. So sehr, dass ich mich nicht einmal dafür bedanken konnte. Denn es waren die hässlichsten Blumen, die ich je bekommen hatte. Eine orangeblühende Topfpflanze in einem orangen Topf.
Schwer beleidigt statt hoch erfreut
Ich mag keine Topfpflanzen und versuche seit Jahren, unsere Wohnung topfpflanzenfrei zu halten. Denn ich habe mit meinen Balkonblumen und dem Garten genug zu tun, und es fehlen uns Fensterbretter als ideale Standorte. Und außerdem ist Orange die Farbe, die ich am allerallerwenigsten mag. Was war meinem Mann da nur eingefallen? Ich war beleidigt statt erfreut und verkroch mich ins Schlafzimmer. Dass meine Lieblingsschokolade („Reese’s Peanut Butter Cups“ – mmmmh!) daneben lag, ignorierte ich. Wer schmollen will, der tut das auch.
Aus Männersicht alles bestens

Reden statt rosa Brille
In einem meiner neuen Lieblingsbücher („Gelassenheit“, Süddeutsche Zeitung Edition) steht zum Thema „Romantische Erwartungen“, dass es eine menschliche Besonderheit sei, dass wir ständig eine Erwartungshaltung über den künftigen Lauf der Dinge entwickeln würden. „Es sind die Erwartungen, die die Dinge so schwierig machen“. Das unterschreibe ich! Wenn Erwartungen erfüllt werden, löst das meist wenig Dankbarkeit aus. Wenn Erwartungen enttäuscht werden, macht uns das aber oft sehr unglücklich. Die AutorInnen des Buches raten sogar zu einem gewissen Pessimismus in Liebesbeziehungen, um der alles gefährdenden und leicht zu enttäuschenden Hoffnung auszuweichen. Mein Weg ist eher der, immer wieder über gegenseitige Erwartungen zu sprechen. Hätten wir das nämlich nicht getan, hätte ich wahrscheinlich gar nichts zum Valentinstag bekommen, denn meinem Mann sind diese Tage relativ egal, er schenkt lieber spontan.
Wende zum Guten mit viel Gelächter
Jedenfalls konnte ich am nächsten Tag schon darüber schmunzeln und schickte einer Freundin ein Foto des Valentinstags-Missgeschick mit den Worten, mein Liebster kenne mich wohl gut, denn er habe dieses Jahr die Blumen nach der Farbe der Schokolade ausgesucht. Und dann wurde es richtig lustig: Sie schickte mir ein Foto zurück, auf dem exakt die gleiche Blume im exakt gleichen orangen Topf zu sehen war – sie hatte sie gestern von ihrer Mama bekommen und sich über deren Geschmacklosigkeit genauso geärgert wie ich über die meines göttlichen Gatten.
Ans Herz gewachsen und doch gestorben

Und egal was mir mein geliebter Valentinstags-Spezialist dieses Jahr beschert, ich lasse mich überraschen – ohne zu werten und ohne mich von meinen eigenen Erwartungen beeinflussen zu lassen. Und die Schokolade hat mir noch jedes Mal geschmeckt 😉
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